Der Wandel der Zeit bringt immer wieder neugeartete Anforderungen in der Reaktion auf unsere Umwelt mit sich. Wie sich unsere Gesellschaft ändert, so ändern sich auch die Anforderungen an das Bauen.
Dem Grunde nach ist die Aufgabe immer gleich geblieben: es geht um die Erstellung eines Gebäudes. Geändert hat sich die Frage nach dem wie. Wo in früheren Zeiten noch das Gebäude im Mittelpunkt gestanden ist, sind zunehmend andere Aspekte in den Vordergrund getreten: Die Wirtschaftlichkeit, die Bauzeit, der Unterhalt und der finanzielle Erfolg. Wenn ein Gebäude früher das Werk für mehrere Generationen war, so muss es sich heute an den steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten messen.
Dennoch stellt die Architektur einen der wesentlichen Faktoren in unserer wahrgenommen Umwelt dar. Wir leben in ihr und mit ihr, sie ist uns nahezu allgegenwärtig. Sie ist der sichtbarste Teil unseres Selbstverständnisses als zivilisierte Lebensform. Zu allen Zeiten und in jedem Teil der Erde hat sich in der Architektur die Lebensqualität und Lebensfreude unserer Gesellschaft widergespiegelt. Ihre Struktur und ihre Gestalt entscheiden maßgeblich über Unbehagen oder Wohlgefühl in unserer Umwelt.
DER ARCHITEKT ALS “KOMPONIST”
Die Komplexität der Bauaufgaben und die fortgeschrittenen technischen Möglichkeiten erfordern zunehmend die Einbeziehung von Fachkräften und Spezialisten. Wo in früheren Zeiten der Architekt als Generalist mit “allumfassendem Wissen” alleinig tätig war, muss heute ein Heer von Spezialisten angreifen, um allen normierten Vorschriften und behördlichen Anforderungen gerecht zu werden.
Wie der Komponist bei einem Musikstück die einzelnen Instrumente und Stimmen zu einer Melodie führen muss, so bedarf es aber auch in der Architektur einer Zentralfigur, die die Fäden in der Hand hält und alles zu einem Ganzen zusammenfasst. Ohne eine zentrale Idee und eine klare, konsequente Linie bleibt das Ergebnis fragmenthaft und unbefriedigend. Auch in der Architektur ist das Ganze mehr als die Summe seiner Einzelteile.
Oftmals werden wir gefragt: Wie kommt die Idee zu einem neuen Entwurf zustande?
Die Zielfindung ist kein linearer Weg, sondern ein vielschichtiger Prozess. Eine Idee entsteht meist nicht als geheimnisvolle “Eingebung” im leeren Raum, sondern durch die intensive Auseinandersetzung mit den Randbedingungen und im offenen Dialog mit allen Beteiligten. Die Fähigkeit aus diesem Arbeitsprozess den richtigen Schluss zu ziehen und kreativ zur richtigen Entscheidung zu führen, zeichnet aus unserer Sicht einen guten Architekten aus.
Eine interessierte und engagierte Bauherrschaft trägt in erheblichem Maße zu einer erfolgreichen Entwurfsentwicklung bei. Kritische Betrachtungsweisen stellen dabei, entgegen gern vermuteter Meinung, kein Hemmnis dar, sondern sind ein elementarer Baustein auf dem Weg zum bestmöglichen Ergebnis.